Für die Angehörigen ...

Diese Woche war mein Tourenplan mit einigen, für mich *neuen*, Kunden gespickt.

  • Eine alleinstehende Dame (Ende 80), für die ich einkaufen gehen sollte. Zuerst skeptisch und sehr zurückhaltend, reagierte sie auf meinen Vorschlag, gemeinsam zum Supermarkt und dem Gemüsehändler zu fahren. *Sie brauche halt immer so lange* ... ich blieb allerdings hartnäckig. Der Einkauf verlief ganz unkompliziert und die Dame blühte richtig auf. Sie traf Verwandte und Bekannte im Supermarkt und erzählte ganz stolz, dass ich sie zum Einkaufen mitgenommen habe. Und sie entdeckte Dinge, an die sie nicht gedacht und deshalb auch nicht auf den Einkaufszettel geschrieben hatte. Wir kennen das alle - oder nicht? Ein kleines Stückchen Lebensqualität und das Gefühl der Selbstbestimmung. *Meinen Kindern war ich immer zu langsam und deshalb haben sie mir alles mitgebracht* ... 

  • Ein Ehepaar (86/90 Jahre) ... sie begleitete ich beim Spaziergang, ihn bei den Einkäufen. Die alte Dame ist stark dement. Die Strecke ihres Spazierweges kennt sie allerdings aus dem *ff* und sie suchte das Gespräch ... *wo ich herkomme* wollte sie wissen und *ob ich diese oder jene Pflanze kennen würde.* Sie bemerkte auch, dass immer mehr Wolken aufzogen und man dann doch lieber schnell nach Hause gehen sollte. Ihr Ehemann ist aufgrund ihres Zustandes jetzt *Hausmann*. Er muss Dinge tun, die für ihn früher fremd waren ... einkaufen, kochen, putzen, waschen ... Die Kinder schauen wöchentlich vorbei und er spielt ihnen dann die *heile* Welt vor. Er verheimlicht ihnen, dass seine Frau sehr starke Schluckbeschwerden hat. Eine Scheibe Brot zu essen dauert fast 1 Stunde. Das Mittagessen wird püriert und trotzdem schluckt sie auch dann sehr schlecht und sammelt alles in den Backen ... 

  • Ein Ehepaar (Mitte 80), die aufgrund diverser Einschränkungen (Arthritis, Wirbelsäulenversteifung) eine Unterstützung im Haushalt benötigen. *Wir haben lange überlegt, ob wir um Hilfe bitten. Unsere Kinder meinten, dass wir doch auch so gut zurecht kommen.* *Ich habe für meinen Mann und meine Kinder die Karriere geopfert, früher hatte man ja als Frau keine Wahl. Und dann waren noch meine Mutter und Schwiegermutter, die ich pflegen musste ...*
Fazit:

Manchmal sind es Kleinigkeiten, die die Lebensqualität erhöhen und das Gefühl vermitteln, noch am Leben teilnehmen zu können.

Manchmal reicht es schon, nur zu beobachten und zuzuhören oder mal unangemeldet vor der Tür zu stehen.

Es fällt schwer, seine Eltern alt, schwach und hilfsbedürftig zu sehen. Viele können auch nicht helfen und das ist keine Schande. Dafür sind wir ja da ...