Treppensturz • Tag 2

Nicht erschrecken, ich bin die Nachtschwester. Wen haben wir denn da?

Zu der Stimme gehörte eine etwas kräftigere Dame mit Dutt, die in tänzelnden Bewegungen ihre Hose bis unter die Achseln zog. Wie kommt denn Susi, aus dem Film Kohlhiesel's Töchter hier ins Zimmer?

Na, wie geht's denn dem Beinchen? Noch ein paar Eiswürfel gefällig? Wir wollen doch morgen operiert werden.

Wir? Ich mag es *sehr*, wenn man in der dritten Person mit mir spricht. Man fühlt sich dann direkt *aufgewertet* ...

Nach der Morgenvisite stand fest, dass ich unters Messer komme.

Eingekleidet mit Stützstrumpf, Hemdchen, Häubchen und einer Filzstiftmarkierung auf dem linken Bein ging es in Richtung OP. Der Schlüssel für meinen Safe hing auf Anweisung der Schwester oben an einem der Infusionshaken.

Da ist er sicher und kann nicht wegkommen.

In der Schleuse wurde ich in die Hände einer recht resoluten OP-Schwester übergeben. Die Tür zum OP stand auf und die Piepsen der Geräte verliehen der Szene nicht unbedingt eine Wohlfühlatmosphäre.

Aaaah ich sehe, dass Sie schlechte Venen haben. Das ist ein Problem für den Zugang. Aber keine Sorge, das regle ich anders.
Drehen Sie mal den Arm um ....

Noch bevor ich reagieren konnte, jagte er mir die Nadel in die Vene unter dem Handgelenk. Es tat richtig gut, als der Schmerz nachließ ...

Hallo, jetzt lassen Sie doch den Arm liegen. Haaallo! Lassen Sie den Arm liegen, ich muss Blutdruck messen.

Die Realität hatte mich wieder und ich war gemeint. Es war richtig angenehm, so freundlich geweckt zu werden. Noch etwas benommen von dem Narkosemittel, bemerkte ich, dass ich nicht in meinem Bett lag. Kissen und Decke waren anders bezogen und der Schlüssel war nicht mehr da. Später erklärte man mir, dass man die Betten versehentlich vertauscht hätte und ich in dem Bett eines ambulanten Patienten gelandet war ...
Am Nachmittag erfolgte die Umbettung und konnte wieder an meinen Safe.

Auf Anweisung des Arztes sollte ich das Bett auf keinen Fall alleine verlassen. Also musste ich klingeln und darum bitten, dass man mit mir zur Toilette geht.

Wieso? Gestern ging es doch auch alleine, sie rollen doch eh mit dem Toilettenstuhl dort hin.

Ich bin heute operiert worden und fühle mich noch nicht so fit, um alleine vom Bett auf den Toilettenstuhl zu hüpfen und da ist ja auch noch die Drainage ...

Denken Sie sich einfach, dass die Drainage eine Handtasche ist und halten sie in der Hand ... 

Hilfe und Unterstützung beim Umsetzen bekam ich nicht. Man stand lediglich hinter dem Stuhl und beobachtete meine unbeholfene Hüpfaktion ...