STERBEANZEIGE UND DIE AUFFORDERUNG ZU HANDELN


  • Es ist eine Schande, dass es sich seit Monaten in den Medien alles nur um den Brexit dreht.
  • Es ist eine Schande, dass sich die Politik nicht ausreichend um Wichtigeres kümmert.
  • Es ist eine Schande, dass es die Wähler der Politiker sind, die auf der Strecke bleiben.
  • Es ist eine Schande, dass die Menschen mit einer leisen Stimme kein Gehör finden, denn es sind die kranken und schwachen Menschen unserer Gesellschaft.

Da frage ich mich, was läuft in diesem Staat schief? Ich frage mich, was machen all die tollen politischen Berater, Analytiker den lieben langen Tag und warum verbreiten unsere gewählten Politiker nur Phrasen ohne zu erkennen, dass unser Gesundheitssystem bereits am Kollabieren ist?
Genau vor einem Jahr (März 2018) habe ich einen offenen Brief an unseren Hoffnungsträger für Gesundheitsfragen Herr Spahn geschrieben. Es gab eine kurze und knappe Antwort der Pressestelle, die weniger wert war als das Papier auf dem es stand. Ich stelle mir die Frage, ist es gewollt, dass sich keiner aktiv mit den Problemen in der Pflege auseinandersetzt?

Ist es gewollt, dass die Krankenkassen als Träger des öffentlichen Rechts ihren Versicherten nicht mehr gerecht werden, obwohl ihre Kassen voll sind? Warum bestehen bis heute bei der Bezahlung der Pflegekräfte bundesweit so drastische Unterschiede? Von allen Seiten wird davon gesprochen, dass jeder Unternehmer mehr für seine Mitarbeiter tun soll. Sehr gerne, doch ich frage mich, WIE?

Die Unternehmer des Mittelstandes im Gesundheitswesen müssen unter der Bodenfliese vor den Krankenkassen kriechen, um ihre Pflegesätze minimalistisch erhöhen zu können. Die Unternehmer sind Bittsteller in einem Bereich geworden, in dem es eine Schande ist, um zu erbetteln, was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, um eine angemessene Entlohnung für ihre Arbeit zu erhalten.
Man kann nicht einen Mercedes fahren und nur einen Trabant bezahlen wollen. 
Kleines Beispiel: Eine Körperpflege bei einem Menschen wird mit ca. 10,00€ entlohnt, eine Autowäsche mit einfacher Innenreinigung kostet ca. 28,00€, eine Infusion mit Flüssigkeit inkl. Überwachung darf mit ca. 10,00€ abgerechnet werden. Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt und vernachlässigt die Schwächsten seiner Gesellschaft.

Das klingt nicht nur dramatisch, sondern ist es auch. Was soll noch alles passieren? Die Pflegedienste hauen sich die Köpfe beim Kampf um das Pflegepersonal ein. Die Leiharbeiterfirmen legen Stundenlöhne für Fachkräfte fest, die noch nicht einmal aus der Not eines Unternehmens heraus bezahlt werden können. Andere Pflegedienste geben wiederum komplett auf oder erbringen einfach nur noch minimalistische Leistungen.
Vor einem Jahr redeten wir alle von einem Pflegenotstand. Heute ist es der Tod der Pflege. Sie stirbt unaufhörlich und keiner, der nicht selbst betroffen ist, hört die Sterbenden, die um das Leben kämpfen. Dabei ist es vollkommen egal, ob es der Pflegehelfer, die Pflegefachkraft, die Ergo, die Physio, die Logo, die Krankenschwester oder auch der Arzt in der Klinik oder der Hausarzt ist. Sie geben jeden Tag ihr Bestes mit dem Wissen, jeden Tag gegen den Strom schwimmen zu müssen.
Wir wundern uns, warum nichts passiert, wir wundern uns, warum keiner mehr in der Pflege an der Basis arbeiten möchte, wir wundern uns, warum die geforderte Qualität und das Recht eines jeden Pflegebedürftigen nicht mehr gehalten werden kann.
Weil von politischer Seite geschlafen wurde und immer noch geschlafen wird. Die Politik und die Krankenkassen sind gefordert, und zwar jetzt und nicht erst morgen: Macht eure Arbeit so wie es von jedem anderen auch erwartet wird!

Hört auf, uns mit Phrasen zu überschwemmen, hört endlich auf, die Pflege zu gängeln und hört auf, von den Fachkräften aus dem Ausland zu reden! Zum einen werden diese in ihren eigenen Ländern benötigt, zum anderen werden sie nur schwer ihre Aufgaben im Rahmen der Dokumentationspflicht nach den Vorgaben der Krankenkassen erfüllen können. Ich entschuldige mich nicht dafür, eine Sache kritisch zu betrachten. Ich bin nicht rechts, wenn ich etwas kritisch äußere. Wir haben es im Unternehmen mit ausländischen Mitarbeitern probiert und es hat nicht funktioniert. Wir haben genug Ressourcen im eigenen Land. Sie müssen nur aktiv und vor allem positiv motiviert werden. Dazu gehören nicht die Sanktionierungen gegen Arbeitsunwillige zu reduzieren, um das nicht oder wenig Arbeiten zu fördern.

Wir aus der Pflege sind uns unserer Verantwortung bewusst. Doch als mittelständiges Unternehmen haben wir nicht nur eine Verantwortung gegenüber den zu Pflegenden, sondern auch gegenüber unseren Mitarbeitern.
Wenn sich politisch nichts ändert, gefährden wir auf Dauer nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihre Einsatzbereitschaft. Das dürfen und werden wir nicht einfach so hinnehmen.
Die Pflege ist ein toller Beruf doch mit anzusehen wie etwas stirbt was man liebt ist ein schreckliches Gefühl.

Quelle: Internet • Facebook • Intensivpflege / Palliativpflege Schwerin • Urheber Text © Jens Handke, Pflegedienstleitung